Wie wichtig es ist, Personen direkt anzusprechen und Informationen und kleinen Hilfestellungen für Neuzuwanderer aus Südosteuropa möglichst niedrigschwellig anzubieten, hat die Aktion des Planerladen e.V. am Donnerstagnachmittag gezeigt.
Im Rahmen seines Projektes „IRON – Integration von Roma in der Dortmunder Nordstadt“ hat der Planerladen e.V. in der vergangenen Woche einen Infostand auf dem Nordmarkt aufgestellt. Angekündigt wurden „Kleine Hilfen“: So erhielten EU-Neuzuwanderer aus Bulgarien und Rumänien Auskunft über kostenlose Beratungsangebote und Anlaufstellen in Dortmund. Dazu Gamze Çalışkan: „In den Gesprächen wurde deutlich, wie außerordentlich schwierig die Lebenslagen vieler dieser Menschen sind. An der einen oder anderen Stelle konnten wir sofort weiterhelfen oder zumindest weitervermitteln.“
Bei den verschiedenen Aktivitäten des IRON-Projektes offenbarte sich immer wieder die Furcht der Zugewanderten vor Behörden. Im Rahmen der Gespräche am Infostand wurde daher versucht, ihnen diese Angst zu nehmen und sie zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen.
Allein rund 70 Rumänen und Bulgaren kamen an diesem Nachmittag zum Nordmarkt und nahmen die mehrsprachigen Beratungsangebote sowie alltäglichen Tipps dankend entgegen. So konnte auch das Vertrauen zu der Zielgruppe gestärkt und neue Kontakte geknüpft werden.
Tülin Kabis-Staubach: „Der Informations- und Beratungsbedarf der Neuzuwanderer wird mit dem Beginn der Arbeitnehmerfreizügigkeit ab dem 1. Januar 2014 in jedem Fall noch steigen.“
Das Projekt IRON – Integration von Roma in der Dortmunder Nordstadt
Seit Oktober 2012 unterstützt der Planerladen e.V. im Rahmen des vom Bundesministerium des Innern (BMI) und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) geförderten Projektes IRON Neuzuwanderer aus Bulgarien und Rumänien. Dabei geht es um die Hilfestellung und Begleitung von EU-Neuzuwanderern im Alltag: Z.B. werden Bedarfe ermittelt oder Übersetzungsunterstützung bei Behördenangelegenheiten (Kindergeldbezug, Krankenversicherung) angeboten. Darüber hinaus steht der Aufbau von Respekt zwischen der Zielgruppe und der Aufnahmegesellschaft im Mittelpunkt. Es gilt, ein konstruktives Klima gegenseitiger Anerkennung und des friedlichen Miteinanders in der Stadt und im Stadtteil herzustellen und der gesellschaftlichen Kluft zwischen Aufnahmegesellschaft und Neuzuwanderern bis hin zu offener Ablehnung und Anfeindung entgegenzuwirken.
Um Annäherung und Dialog zu fördern, werden öffentliche Diskurse sowie Diskussionen z.B. im Rahmen von Film-, Lese- und Musikabenden geführt und Öffentlichkeitsarbeit im Sinne von Versachlichung und Lobbyarbeit für die Gruppe betrieben. Hierbei geht es um beiderseitigen Aufbau von Vertrauen und Abbau von Berührungsängsten und Pauschalurteilen sowie um Aufklärung über die Situation der Neuzuwanderer und Wecken von Verständnis für ihre Anliegen. Über die reine Akzeptanz hinaus soll dadurch eine unaufgeregte Gesprächskultur im Stadtteil etabliert werden, die sich auf regelmäßigen und alltäglichen Informationsaustausch stützt.
Nicht zuletzt zielt das Projekt darauf ab, die Neuzuwanderer zu stärken und sie zu selbstbestimmtem Handeln zu befähigen (Empowerment). Dafür ist die Verankerung in den Stadtteil ebenso wichtig, wie ihnen eine eigene Stimme zu geben, mit der sie ihre Anliegen an- und aussprechen können. Hilfreich dafür ist der Aufbau einer lokalen Selbstorganisation und Etablierung von Strukturen zur Interessensvertretung.