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12. April 2022

Und täglich grüßt das Problemhaus - Geschäfte auf dem Rücken von Mieter*innen

Kategorie: Planerladen

Vielschichtige Probleme - untätige Hausverwaltung: Im Januar 2022 wandte sich ein Bewohner der Bornstraße 144 hilfesuchend an das Konfliktmanagement Nordstadt der Planerladen gGmbH und berichtete von prekären Wohnverhältnissen im Haus. Die Probleme sind vielschichtig: Einige Wohnungen weisen große Löcher in Wänden und Decken auf. Im Innenhof stapelt sich der Müll - das Volumen der Mülltonnen reicht bei Weitem nicht aus. Außerdem konnte ein Zugang zum Hof für die EDG nicht gewährleistet werden. Aufgrund eines verstopften Abflusses drang Regenwasser in die Kellerräume ein. Die momentanen Zustände sind für die Bewohner*innen und auch die unmittelbare Nachbarschaft unzumutbar. Ein starker Geruch im Treppenhaus, Mücken sowie Ratten im Innenhof, welche sogar in eine Erdgeschosswohnung des Nachbarhauses eindrangen.

Und als sei dies nicht genug, drohte in den vergangenen kalten Monaten noch mehr Ungemach: Da die zuständige Hausverwaltung die Energiekostenvorauszahlungen der Bewohner*innen nicht an die DEW weiterleitete, drohte der Energieversorger aufgrund des mittlerweile hohen Schuldenbergs mit einer Sperrung der Strom- und Gasversorgung. Aus Angst, im Winter ohne Heizung und Strom zu sein, bezahlten die Mieter*innen schließlich selbst einen Teil der Schulden bei der DEW – sie bezahlten also einen Betrag, den sie über ihre Vorauszahlungen eigentlich bereits beglichen hatten! Da die Bewohnerschaft jedoch nur einen Teil der Schulden im fünfstelligen Bereich begleichen konnte drohte bereits die nächste Sperrung, die jedoch vom Mieterverein abgewendet werden konnte.

Doch all das sind noch nicht die einzigen Unregelmäßigkeiten: Zumindest ungewöhnlich erscheint auch das Zustandekommen der Mietverhältnisse im Haus. Mieter*innen berichten, dass die Wohnungen ihnen für hohe Gebühren (bis zu 2.000 Euro) vermittelt wurden. Auf wessen Rechnung und in welchem Auftrag der „Wohnungsvermittler“ arbeitet, liegt indessen noch im Dunkeln.
Die zuständige Hausverwaltung reagiert auf all dies mit Untätigkeit, vertröstet oder reagiert erst gar nicht auf Kontaktversuche.

Unterstützung durch das Konfliktmanagement des Planerladens

Derartige Problemlagen beobachtet der Planerladen regelmäßig in der Dortmunder Nordstadt. An das Konfliktmanagement des Projekts INKLUDO PLUS+ (Inklusion von Drittstaatsangehörigen in Dortmund) werden immer wieder Fälle herangetragen, die eines gemeinsam haben: Immobilien in vernachlässigtem Zustand, die normalerweise längst nicht mehr marktgängig wären, werden an Bewohner*innen mit Migrationshintergrund (darunter oftmals Neuzugewanderte) vermietet. Dabei wird deren Unkenntnis über das deutsche Mietrecht ebenso ausgenutzt wie die Tatsache, dass Neuzugewanderte auf dem Wohnungsmarkt oftmals diskriminiert werden. Angesichts eines sich zunehmend anspannenden Dortmunder Wohnungsmarktes mit drastisch steigenden Mieten und einer sinkenden Anzahl von Sozialwohnungen haben besonders neuzugewanderte Menschen zunehmend Schwierigkeiten, menschenwürdigen Wohnraum zu finden.

Es darf unterstellt werden, dass in vielen Fällen die Vermieter*innen die dadurch entstehenden Notsituationen ausnutzen und prekäre Wohnsituationen wie oben beispielhaft beschrieben ganz bewusst in Kauf nehmen. Der Mangel an lebenswertem und bezahlbarem Wohnraum und die Ohnmacht der Bewohner*innen, die daher keine andere Wahl haben, ermöglichen so ein rücksichtsloses Geschäftsmodell auf dem Rücken der Mieterschaft. Schon länger besteht daher ein nicht zu unterschätzender Teil der Arbeit des Konfliktmanagements darin, Bewohner*innen bzw. ganze Hausgemeinschaften in Fällen zu unterstützen, in denen etwa durch den Ausfall der Heizungs- und Stromversorgung in den Wintermonaten oder andere Mängel im Haus akute Notsituationen entstanden sind. In derartigen Immobilien besteht für die Bewohner*innen (oftmals lebt auch eine große Anzahl von Kindern im Haus!) neben gesundheitlichen Beeinträchtigungen nicht zuletzt auch die Gefahr, dass das Haus aufgrund des schlechten Zustands wegen Unbewohnbarkeit von der Kommune geräumt wird.

Das Konfliktmanagement unterstützt in derartigen Fällen die Bewohner*innen, zeigt Lösungen auf und begleitet die Menschen bei der Durchsetzung ihrer Rechte.

Ansprechpartner:

INKLUDO PLUS+ - Konfliktmanagement Nordstadt der Planerladen gGmbH
Telefon: 0231 – 8820700
Mail: konflikt@planerladen.de