Vor zwei Jahren wurde Amad an einem Badesee in Geldern von der Polizei verhaftet. Da er nur eine Sparkassenkarte dabei hatte und sich nicht ausweisen konnte, wurde er, nur mit einer Badehose bekleidet, zunächst auf die Wache nach Geldern gebracht. Dort begann das, was Polizei, Justizbehörden und Politik immer noch als „tragische Verwechslung“ mit einem mit Haftbefehl gesuchten Mann aus Mali zu inszenieren versuchten und für Amad tödlich endete.
Die Initiative prangert den Rassismus der deutschen Behörden an, die sich für einen Geflüchteten nicht die Mühe machten, die Identität ausreichend zu prüfen. Wäre das auch einem weiß-deutschem jungen Mann der Mittelschicht so ergangen? Anstatt sich der Verantwortung zur lückenlosen Aufklärung der extralegalen Inhaftierung und den Umständen seines Todes zu stellen, ist den Behörden die Abwehr jeglicher Kritik, jeglicher Verantwortung und die Wahrung ihres Korpsgeist wichtiger.
Die Initiative fordert Gerechtigkeit, fordern Aufklärung, fordern strukturellen Wandel! So schreiben Sie auf Ihrer Facebook-Seite: „Mit viel Entschlossenheit blicken wir nach vorn. Denn so unfassbar entmenschlichend der behördliche Umgang mit Amad war, wissen wir doch, dass wir mit unseren Erfahrungen nicht allein sind, dass wir nicht allein für die Aufklärung von Unrecht und Unmenschlichkeit kämpfen. Die aktuellen lokalen und globalen Kämpfe für Gerechtigkeit geben uns Mut.
Dass unser Freund Amad von den Behörden schon vor seiner unrechtmäßigen Verhaftung wie als Mensch 2. Klasse behandelt wurde, ist für uns nicht mehr von der Hand zu weisen. Und trotz der vielen kleinen Hinweise darauf, dass Amad ab Juli 2018 unschuldig in der JVA Kleve einsaß, sah niemand der Verantwortlichen Handlungsbedarf, nach dem Motto: man wird wohl schon den Richtigen eingeknastet haben. Wäre das auch einem weiß-deutschem jungen Mann der Mittelschicht so ergangen?
Anstatt sich der Verantwortung zur lückenlosen Aufklärung der extralegalen Inhaftierung und den Umständen seines Todes zu stellen, ist den Behörden die Abwehr jeglicher Kritik, jeglicher Verantwortung und die Wahrung ihres Korpsgeist wichtiger. Daran ändert auch ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss nichts, in dem vor allem parteipolitische Scharmützel ausgetragen werden.
Und all das ist Rassismus. In einer schier unfassbaren Zuspitzung ist dieser deutsche Rassismus für Amad tödlich geworden, der das Terrorregime in Syrien und jahrelange Folter überlebt hat und mit Hoffnungen auf einen schützenden Rechtsstaat nach Deutschland geflohen ist.
Wofür wir kämpfen ist, dass dieser institutionelle Rassismus der Polizei- und Justizbehörden endlich gesehen wird. Und wir fordern einen strukturellen Wandel der Behörden, die Taten müssen geahndet werden, der tradierte Korpsgeist der Polizei muss aufgebrochen werden. Das Wegsehen, wenn jemandem massives Unrecht widerfährt, muss ein Ende haben - genau das ist aber leider eine tödliche Realität mit Kontinuität. Aber wir wollen und werden uns nicht an diesen Normalzustand gewöhnen.
Wir fordern einen Abbau des rassistisch-selektiven und repressiven Polizei- und Sicherheitsapparats, wir fordern ein Ende von racial profiling und unabhängige Untersuchungen aller Verdachtsmomente von Polizeigewalt, wir fordern eine breite Diskussion um die Institution Polizei - über ihre koloniale und faschistische Vergangenheit und Gegenwart.
Die Polizei ist für einen ganz großen Teil der Bevölkerung eben kein Freund und kein Helfer. Oury Jalloh, Adel B., Mikael Haile, Amad Ahmad und all die Anderen waren keine Einzelfälle und sie werden leider nicht die Letzten sein, deren Tod durch Polizei vermeidbar gewesen wäre. Deshalb müssen wir gemeinsam öffentlichen Druck erzeugen, damit sich die Täter*innen nicht erneut durch ein System aus Vertuschungen aus der Verantwortung ziehen können, damit so etwas nie wieder passiert.
Die vielfältigen Stimmen derjenigen, die schon zu lange nicht ernst genommen wurden, müssen gemeinsam laut werden und endlich angehört werden. Vor allem wollen wir gemeinsam die Stimmen für diejenigen erheben, die nicht mehr für sich selbst sprechen können, weil sie durch diese rassistischen Strukturen bereits ihr Leben verloren haben. Wir fordern Gerechtigkeit, wir fordern Aufklärung, wir fordern strukturellen Wandel! Denn: Rassismus tötet!“
An dem Info-Abend nahmen 20 interessierte Bewohner*innen teil.
Eine Veranstaltung von Planerladen e.V. (im Rahmen des KOMM AN-Projektes flügge), Train of Hope e.V., Bündnis Tag der Solidarität/ Kein Schlussstrich und der Initiative Amad Ahmad.